Die lustigen Weiber von Windsor

Die lustigen Weiber von Windsor

Bezaubernd romantische Opernkomödie zum Genießen

„Kleine Oper am See“ spielt „Die lustigen Weiber von Windsor“: Frau Fluth und Frau Reich wissen sich zu wehren! Von links Isabell Marquardt und Jutta Plomer. 

Helmut Voith

Überlingen sz Mit Otto Nicolais liebenswert komisch-phantastischer Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ hat die „Kleine Oper am See“ wieder eine prächtige Sommerproduktion auf die Bühne gestellt, die die Premierenbesucher im Großen Saal der Waldorfschule Überlingen am Donnerstag ebenso begeistert hat, wie am Freitag in Salem im Prinz Max.

„Eine moderne Bearbeitung, frech, jung und spritzig in Szene gesetzt“, war versprochen, und so war es. Was wäre auch besser geeignet für einen Sommerabend als der biedermeierlich-romantische Sommertraum voller Humor mit einer bezaubernd heiteren Musik, die den italienischen Belcanto und seine perlenden Koloraturen mit der deutschen Romantik verbindet. Mit leichter Hand muss das Ganze als Kammerspiel inszeniert und serviert sein und dafür garantierten schon die quirlige Projektleiterin Isabell Marquardt und die Regisseurin Tine Topsøe mitsamt ihrem bestens harmonierenden spielfreudigen Ensemble.

Mit sehr schönen Stimmen kann die „Kleine Oper am See“ geradezu wuchern, noch dazu mit ungewöhnlich guter Wortverständlichkeit, die es zum Vergnügen macht, der spritzigen Komödie zu folgen. Jeder passt hier genau ins Bild, auch wenn der große Florian Engelhardt trotz ausgestopften Bäuchleins keineswegs dem üblichen Bild vom Fettwanst Sir John Falstaff entspricht. Er degradiert ihn nicht zum Hanswurst, sondern lässt ihm so viel Würde, dass er zuletzt gern mit den andern mitfeiern kann. Eigentlich ist der Edelmann gar nicht so lüstern, aber allzu gern hätte er etwas vom Reichtum der Bürgersfrauen abgekriegt, doch die weisen ihn mit viel Witz in seine Schranken. Allen voran Frau Fluth: Köstlich macht Isabell Marquardt deutlich, wo ihre Affekte nur gespielt sind, und genüsslich dreht auch Jutta Plomer als Frau Reich dem Sir schöne Augen. Zusammen girren die Frauen in schönsten Koloraturen.

Gut passt das Nebeneinander von Frau Fluths extravagant modernem Look und Frau Reichs historisierendem Kostüm. Ein Mix, der sich bei den Männern umkehrt: Denn hier ist der im schwarz-goldenen Gehrock tobende Herr Fluth (Clemens Gnad) der dem Alten verhaftete, während Herr Reich (Manfred Plomer) im Anzug der Moderne, der Rationale ist. Beide gefallen stimmlich ebenso gut wie die drei Freier der Jungfer Anna (Nina Schulze): der schmachtende Junker Spärlich (Arndt Krueger), der behäbige Dr. Cajus (Hermann Locher) und der romantische Fenton (Thomas Seidel), der für seine Bravourarien einen kraftvollen hellen Tenor mitbringt, der sehr schön zu Annas bezaubernd jungem Sopran passt.

Vincent Andreas hat die Partitur für ein kleines Kammerensemble mit sieben Instrumenten eingerichtet. Gewöhnungsbedürftig ist noch die Ouvertüre, wenn man das volle Orchester im Ohr hat, doch immer selbstverständlicher wird die transparente kleine Besetzung, und man genießt, wenn etwa Klavier und Flöte oder Horn allein eine Arie begleiten. Auch wenn meist die Solisten im Mittelpunkt stehen, seien die Ensembleszenen mit dem gut disponierten Chor nicht vergessen, der sehr ausgewogen als Bürger wie im letzten Akt als Elfen und Wespen mitspielt – ein Lob der Choreinstudierung, dazu ein Extralob für die Choreographie, die den Chor so leichtfüßig bewegt hat. Bestens bewährt sich Albrecht Daeckes Bühnenbild, das mit wenigen prägnanten Bildern auf Stellwänden für die stimmige Umgebung sorgt. Ein Abend zum Genießen.